Triffst du Buddha, töte ihn!: Ein Selbstversuch
Triffst du Buddha, töte ihn!: Ein Selbstversuch
Ein Selbstversuch
Erscheinungsjahr: 2010
Gewicht: 425 gr / Abmessung: 21,5 cm
Von Altmann, AndreasAndreas Altmann ist das Gegenteil eines Esoterikers: aufgeklärt, kritisch, meinungsfreudig. Aber auch ein rastloser Reiseschriftsteller braucht Momente der Ruhe, um sich zu sammeln. So kam Altmann nach Indien. Was er suchte: Einkehr und Klarheit. Was er fand: Ein Trainingscamp des inneren Friedens.
Von Neu-Delhi fährt er nach Varanasi, erkundet die wichtigsten Stätten des Buddhismus u
Unverb. Preisempf.: EUR 18,95
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Kommentare
Yvonne Köpfer 7. Dezember 2011 um 02:45
….eine Bereicherung,
Der erste Gedanke ist ja nun : weshalb verlässt ein Reiseschriftsteller sein angestammtes Ressort und widmet sich einem scheinbar völlig anderen Thema ?
Doch bei genauerer Betrachtung wird schnell klar, es handelt sich, genau genommen, doch wieder um eine Reise. Eine Reise zu sich selbst, ins Innerste. Und das ist sicher die beschwerlichste Reise, die man antreten kann.
Andreas Altmann schildert seine persönlichen Erfahrungen unbeschönigt und gnadenlos ehrlich : Glücksmomente, verstörendes Hirnkino, die Härten eines 10-Tages-Retreats und wie schwer es ist, durchzuhalten.
Wieder als Meister der deutschen Sprache. Nicht umsonst hat er all die Preise erhalten und lässt nicht nach, ihnen gerecht zu werden.
Was er nicht will, ist Leser zum Buddhismus bekehren, nicht einmal sich selbst. Immer schaut er genau hin, ist niemals bereit einfach nur zu glauben. Und genau das wird vom Buddhismus auch gefordert : genau zu prüfen, selbst auszuprobieren. Manches ist für ihn eben nicht wahr, aber er versucht es stehen zu lassen (manchmal, nicht immer).
Nicht 1000 Bücher über Meditation helfen auch nur ein Schrittchen weiter, niemandem.
Und hier ist eines, das wahrheitsgemäß, ohne heiliges Gesabbel, den harten aber auch beglückenden Weg beschreibt und das animiert, es selbst zu tun. Derer gibt es nicht viele.
Reisen bildet ja bekanntlich, und mehr (Herzens)Bildung werden andere Reisen wahrscheinlich nicht bieten können.
Zu befürchten ist nur, dass der, meiner Meinung nach, provokativ gewählte Titel ( auch wenn es tatsächlich eine Aussage des Buddhismus ist ) den Einen oder Anderen von der Lektüre abschrecken könnte. Möge dies keinesfalls passieren, das Buch auf den Bestsellerlisten landen und so möglichst viele erreichen und anschubsen genauer hinzuschauen, bei sich, auf die Welt.
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Laura Bodden 7. Dezember 2011 um 03:26
Dieses Buch muss man lobhudeln, auch als Nicht-Buddhist!,
Eigentlich interessiert mich der Buddhismus ungefähr so sehr wie ein Fußballspiel zwischen Rot-Weiß-Essen und Preußen Münster. Deshalb hatte ich dieses Buch auch nur als Geschenk gekauft. Habe dann kurz im Vorwort geblättert, konnte nicht mehr aufhören zu lesen – und nun steht das Teil bei mir im Regal.
Altmann beschreibt zunächst eine Reise durch Indien auf den Spuren Buddhas und schildert im Anschluss seine Erfahrungen in einem zehntägigen Meditationscamp, einem „Krafttraining“ für den „Herzmuskel“, wie er im Vorwort sagt. Was mich beeindruckt hat: Ganz egal, ob er den Menschen auf seiner Reise ‚in echt‘ begegnet oder sie beim Meditieren nur ‚in Gedanken‘ vor sich sieht – immer findet er punktgenau ihre Schwächen, Stärken oder schlicht skurillen Züge und Geschichten. An der Art, wie er diese dem Leser erzählt, wird klar, dass Altmann keine Grenzen anerkennt, nicht im Denken, nicht im Schreiben. Statt objektiv Bericht zu erstatten, reflektiert er immer auch, urteilt. Pöbelt über die Dummheit der einen, schwärmt von der Leichtigkeitwas der anderen, tiradiert über den religiösen Kinderglauben so vieler – seien sie nun Christen, Moslems, oder echte und damit zwangsweise keusche Buddhisten.
Zynismus und Herabsetzung, was andere dem Autor hier vorwerfen, kann ich darin nicht finden. Zumal Altmann sich selbst aus der Riege der Dummköpfe doch nie ausnimmt. Statt zu loben, wie er über dem Meditieren schlauer, gelassener und was sonst noch Tolles wird, legt er seine Schwächen offen. Etwa, dass es ihm aller Friedensucherei zum Trotz nicht gelingt, jedem Menschen wenigstens gleichgültig zu begegnen, niemanden zu hassen. Oder, amüsanter, dass er von Sex träumt, während ihn der (natürlich libido-unabhängige) Lehrmeister anspricht.
Was mir aber vor allem gefallen hat, ist Altmanns Sprache. Wer Sprache mag, wird viele Sätze finden, die man zweimal liest. Weil sie einfach schön klingen. Oder drastisch-ehrlich. Oder ungewohnt, mit treffend zusammengebastelten Wörtern, nicht man nicht kennt oder lange nicht mehr gelesen hat. Dazu kommt die angenehme Beschränkung in Sachen Detailbeschreibungen: Wie jeder Reiseautor sieht auch er Kleinigkeiten. Aber er notiert sie nur dann, wenn sie ihm Anlass geben für einen eigenen Gedanken oder mindestens für eine Assoziation. Rote und gelbe Kabel besingen, weil eben gerade rote und gelbe Kabel am Straßenrand liegen? Dafür verschwendet Altmann keine Zeile. Er macht es lieber so (mit einem Schuss Selbstironie, wie oft): „Vor Tagen in Neu Delhi erlebt, mitten in der Hauptstadt. Ich trug ein halbes Kilo Müll mit mir herum, Obstschalen, Papier, etc., und suchte einen Abfalleimer. Ich kann nicht sagen, wie viele Kilometer ich in diesem Land schon zurück gelegt habe, um als öko-vorbildlicher Reisender mein Scherflein gegen den Untergang der Welt beizutragen. Und irgendwann, ja irgendwann, fand ich einen Abfalleimer. Aber ohne Boden. Sinnige Metapher. Indien als Fass ohne Boden.“
Als ich das Buch zugeschlagen habe, hat es mich gedrängt, fünf Minuten lang Meditieren im Selbstversuch zu proben. Dass das nicht funktioniert hat, war vorhersehbar. So vorhersehbar wie die Tatsache, dass ich das nächste Buch von Andreas Altmann sicher kaufen werde. Ganz egal, worüber er diesmal schreibt. Denn wer sich so ungewöhnlich tief um Geschichten und Sprache bemüht, könnte wohl selbst in einem Regionalliga-Spiel etwas Berichtenswertes finden – und es faszinierend erzählen.
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Melitta Schueler 7. Dezember 2011 um 04:04
Wunderbar!!!,
Was macht ein umtriebiger, lebenshungriger und erfolgreicher Reiseschrifsteller, um zur Ruhe zu kommen? Er zieht sich auf sein Meditationskissen zurück und entdeckt, daß auf einem Meter die ganze Welt liegt. Kein esoterisches Geschwätz, sondern der Versuch, die unmittelbare Erfahrung in Worte zu fassen. Wer sich wie ich seit 22 Jahren den Hintern platt sitzt in einem zenbuddhistischen Tempel, kann nur sagen: Das ist einer ehrlich; Keine sofortige Erleuchtung, der Geist wird nicht auf Befehl ruhig, sondern macht Ausflüge in die Phantasie, in alte Wunden und Schmerzen, die Knie und der Rücken tun weh und trotzdem: Einfach weitersitzen, ohne etwas zu erwarten. Die kleinen Momente, die so wunderschön sind, daß wir nicht zurückkehren möchten, können nicht beschrieben, sondern nur erfahren werden.
Ein aufrichtiges Buch, dem ich viele Leser wünsche
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