Gebrauchsanweisung für Istanbul
Gebrauchsanweisung für Istanbul
Seit vier Jahren lebt Kai Strittmatter am Bosporus, und noch immer schlägt sein Herz schneller, sobald die Fähre sich der Anlegestelle nähert. Möwen im Schlepptau; Matrosen, die an Bord kupferfarbenen Tee servieren; das Minarett der Blauen Moschee, den Galataturm, die Hagia Sophia und den Topkapipalast vor Augen: Ankunft in Istanbul. Einst Byzanz, dann Konstantinopel, für die Griechen bis heute die Stadt aller Städte. Der Autor erlebt täglich, wie Asien und Europa sich zwischen osmanische
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Kommentare
Andromeda „Demian“ 9. Januar 2012 um 23:51
Ein Buch, wie (m)eine Reise!,
Selten habe ich eine derart kurzweilige und schöne Stadt-Lektüre in meinen Händen gehalten, die genau das beinhaltet, was ich letztendlich im aufregenden Istanbul auch vorfand.
Wer bei der >Gebrauchsanweisungs-Reihe< Stadtkarten, konkrete Tipps und Hinweise, Do-s und Dont-s oder Jahresdurchschnittstemperaturen erwartet, wird enttäuscht. Hier geht es vorrangig um das Eintauchen in Stimmungen, die Mentalität der Istanbuler und Haltungen. Die Vermischung von Recherchiertem, historischen Fakten, Brandaktuellem und Selbsterlebten macht diesen Reisebegleiter nicht nur extrem vielschichtig, sondern auch fesselnd und greifbar. Man kann Istanbul und sein buntes Treiben bereits beim Lesen hören, riechen und vor sich sehen. Da ich ein Freund von kurzen pregnanten Kapiteln bin, ist auch hier mein Leseanspruch voll und ganz zufrieden gestellt worden. Ob die Stimmungen vom Bosporus, das Verhältnis zu Griechen und Juden oder sämtliche Erläuterungen und Erfahrungen zu Dolmus-Fahrten – der sympatische Autor zeichnet seine Bilder ohne zu lange irgendwo zu verharren. Die Erzählweise ist enthusiastisch, humorvoll und sehr liebenswert, wenn kritisch, dann respektvoll – und genau das macht das Buch für mich so fantastisch.
Ich habe die Gebrauchsanweisung hier in Deutschland angefangen und in Istanbul zu Ende gelesen, was absolut stimmig und rund war. Aber selbst, wenn man nur das Buch ließt, ohne danach direkt in die grandiose Stadt zu fahren – durch diese Gebrauchsanweisung ist man allemal bereits >ein Stückchen< vor Ort, quasi … ein Buch, wie eine Reise.
Gerne schreibe ich hier mal für dies und das, häufig für Musik. Ich möchte nicht leugnen, dass ich den Autor persönlich kenne, was die Sache nicht einfacher macht, da ich Menschen, die ich total mag und schätze, immer etwas strenger betrachte. Ich will Dir nicht zu nahe treten, lieber Kai – Du hast schon so viele tolle Dinge geschrieben, doch dieses Buch hier, gefällt mir einfach am Besten.
Welch ein Glück, diese Stadt … welch ein Geschenk, dieses Buch. Wenn sogar Istanbuler hier diese Lektüre loben, dann ist dem fast nichts mehr hinzuzufügen und natürlich … volle Punktzahl. Teschekürler!
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S. Konuk 10. Januar 2012 um 00:19
einfach wunderbar,
Wunderbare und einmalige Schilderungen über den Istanbuler Alltag, humor- und liebevoll geschrieben. Überragendes Fachwissen, eine tiefe Beobachtungsgabe sowie Einfühlsamkeit und Begeisterungsfähigkeit zeichnen den Autor aus, der spätestens jetzt nicht mehr mit seinem Fremdsein in Istanbul kokettieren kann. Er ist hart aber fair in der Kritik, vor allem sehr differenziert in der Betrachtung. Selten habe ich so facettenreiche Darstellungen und Abrisse über „meine“ Stadt in solch herzlicher und vergnüglicher Form zu lesen bekommen. Vielen Dank dafür.
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Claus Solcher „Lilo Leseratte“ 10. Januar 2012 um 01:09
Istanbul – nichts wie hin!,
‚Diese Stadt bläst die Klischees zu Staub, und zwar so gründlich, dass man einem jeden Deutschen unverzüglich eine Woche Zwangsurlaub verordnen möchte.‘
Oder dieses Büchlein. Kai Strittmatters ‚Gebrauchsanweisung für Istanbul‘ ist nicht nur in diesem Kulturhauptstadtjahr ein kundiger Begleiter für Reisende. Es eignet sich auch hervorragend dazu, gern gepflegte Vorurteile abzubauen. Vorurteile über die Türkei im allgemeinen und über Istanbul im besonderen, und es liest sich fast so schön wie eine Kurzgeschichten-Sammlung.
Der SZ-Korrespondent Strittmatter hat die Stadt bis in die hintersten Winkel hinein erforscht, er hat mit Dichtern gesprochen und mit Taxifahrern, mit emanzipierten Frauen und mit türkischen Machos. Er hat in der Geschichte dieser ewigen Metropole geblättert und sich in die Gegenwart verliebt. Denn trotz aller Kritik, die der Zugereiste am Istanbuler Chaos übt am Unvermögen seiner Bewohner, sich zu orientieren und am Umgang der Behörden mit dem architektonischen Erbe ist sein Buch eine Liebeserklärung an diese Stadt, eine Türkei en miniature. Davon zeugen schon die Kapitelüberschriften wie Mondblau (der Bosporus im Mondschein), Silbern (Fische vor der Küste) oder Jadegrün (Sommer in den Ufervillen), Flörten, Schmeicheln oder Sattweinen (beim Arabesk, dem türkischen Schlager)‘ es gibt natürlich auch andere wie Blutsaugen (über Istanbuls Neureiche) oder Bleigrau (über den heißen Wind Lodos). Aber auch die kleinste Kritik ist hier von Sympathie getragen, und am Ende ist der Leser überzeugt davon, dass er diese Stadt mit all ihren Schattenseiten sehen muss. Dass er dem Schuhputzer auf den Leim gehen und einem Barbier in die Hände fallen muss und dass er mindestens einmal im Leben zur deutschen Residenz Villa Tarabaya hochklettern muss ‚ ein Ort, ‚der unter Starkstrom steht, wo man den Kopf bloß aus dem Fenster stecken muss, damit das Hirn anfängt zu vibrieren‘. Und sputen muss er sich wohl, denn das Schöne hat nicht Bestand in dieser Stadt, in der Spekulanten immer neue Häuser auftürmen ‚ auch dort, wo einmal die schönsten Holzhäuser standen. Wenn nicht noch im Kulturhauptstadtjahr, so zumindest vor dem nächsten Erdbeben sollte man Istanbul gesehen haben. Schon um zu sehen, ob die Schriftstellerin und Journalistin Perihan Magden Recht hat, als sie sagte, mit Istanbul sei es wie mit den Straßenkötern: ‚Du wirfst nur einen Blick auf sie und es ist um dich geschehen.‘
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